Zugegeben, ich hatte etwas Anderes erwartet: demonstrierende Katholikinnen und Katholiken auf den Straßen Fuldas zum Beispiel. Die ihre Solidarität zeigen mit jenen mehr als 3.600 Kindern und Jugendlichen, die aktenkundig von Klerikern missbraucht wurden. Die dagegen protestieren, wie die Hierarchen mit den Betroffenen umgingen. Die einfach sagen: Wir fügen uns diesem System nicht mehr. Doch es kamen keine 3.600 Protestierenden zusammen, auch keine 360 und keine 36. Es blieb still auf den Straßen Fuldas. Und es blieb still bei der lange erwarteten Pressekonferenz, auf der eine Studie zum Ausmaß des Missbrauchs präsentiert wurde.
Deutschlandfunk, 25. September 2018
Akkordarbeit für Kinder
Knapp 700 Heime gab es in der
Thüringer Allgemeine, 12. Oktober 2018
Und die Jugendämter schauten zu
Schwere körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt war demnach in vielen Einrichtungen an der Tagesordnung. „Vieles war bekannt“, sagte Nora Wohlfarth vom Projektteam. In fast jeder dritten gesichteten Aufsichtsakte fanden sich klare Hinweise auf Missstände. In Honau etwa bekamen die Zöglinge nichts zu trinken, damit sie nicht ins Bett machten. In der Not tranken sie ihren eigenen Urin. In Lahr wurden Kinder „wie Tiere behandelt“. In Waiblingen wurden Zöglinge „zur Strafe in eiskaltes Wasser getaucht“, in Lichtenstein klebte man Kindern den Mund zu. Das war aktenkundig. Und der Staat schaute zu.
Stuttgarter Zeitung, 17. Oktober 2018
Jugendamt Hannover stimmt stets zu
Erstmals hat das Land Details über Arzneimittelversuche an Kindern im ehemaligen Landeskrankenhaus Wunstorf vorgelegt. Den Kindern sei Unrecht widerfahren, die Verantwortlichen hätten weggeschaut, urteilte eine Abteilungsleiterin des Sozialministeriums am Mittwoch bei einem Symposium zur Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dort wurden Zwischenergebnisse einer Studie zu den Vorfällen präsentiert. Demnach habe das Jugendamt Hannover damals pauschal in fragwürdige Untersuchungsmethoden eingewilligt, während andere Jugendämter sich geweigert hätten.
NDR, 8. November 2018
Bischof will Jungen nackt sehen
Bischof Heinrich Maria Janssen gibt es einen neuen
Missbrauchsvorwurf.
Ein ehemaliger Bewohner eines kirchlichen Kinderheims
in Hildesheim habe sich dem Bistum anvertraut und
dem Bischof Missbrauch vorgeworfen, teilte das
Bistum am Dienstag mit. Außerdem habe er ihn
Ende der 50er Jahre aufgefordert, sich nackt vor
ihm auszuziehen.
Neue Osnabrücker Zeitung, 13. November 2018
Ombudsstelle für Heimopfer
Unzählige Kinder haben in baden-
württembergischen Heimen jahrzehntelang
Missbrauch und Gewalt erlebt. Weil die
Bundesfinanzierung zur Aufarbeitung jetzt
ausläuft, richtet das Land eine Ombudsstelle ein.
Das Sozialministerium hat am Montag den
Abschlussbericht zur Aufarbeitung der Gewalt-
und Missbrauchstaten in Kinderheimen
veröffentlicht. Die Studie, die bereits
im Oktober vorgestellt wurde, wertet die
Berichte von Betroffenen aus, die der
Anlauf- und Beratungsstelle "Heimerziehung
1949 bis 1975 Baden-Württemberg" mitgeteilt
worden waren. Bei der Beratungsstelle
hatten sich seit 2012 mehr als 2.400
ehemalige Heimkinder gemeldet, um von
ihren Erfahrungen zu berichten. Bei der
Vorstellung des Abschlussberichts dieses -
so das Sozialministerium - "dunklen
Kapitels der Heimerziehung im Land"
nahmen auch zahlreiche Betroffene teil.
SWR, 26. November 2018
Anfang 2003 meldet sich eine Frau in der
Redaktion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.
Die Frau möchte mit dem Journalisten Peter
Wensierski sprechen, der nur wenige Wochen zuvor
einen Film rezensiert hat, in dem es um das
Schicksal ehemaliger Heimkinder in Irland geht.
Die Frau erzählt Wensierski nun, dass ihr dasselbe
passiert sei - in Deutschland, in der jungen
Bundesrepublik der Fünfziger- und Sechszigerjahre.
Süddeutsche Zeitung, 27. November 2018
Wenn das Jugendamt Eltern nicht glaubt
Von einer Behinderteneinrichtung weiß er, dass
da durchaus Fälle immer wieder dokumentiert
wurden. Freilich mit einem „speziellen
Sprachgebrauch“. Code-Wörter für das, was nicht
sein durfte. Setzt sich das bei den Jugendämtern
fort, fragt Bauer. Zu oft habe es ja in der
Vergangenheit geheißen, meist von Eltern:
„Das Jugendamt hat uns nicht geglaubt.“
Waiblinger Kreiszeitung, 10. Dezember 2018
Mehr als 30 Millionen Euro gezahlt
3300 Männer und Frauen aus Mecklenburg-
Vorpommern haben für erlittenes Leid und
Unrecht in DDR-Kinderheimen Unterstützung
aus dem Fonds Heimerziehung erhalten. Es
seien mehr als 30 Millionen Euro gezahlt worden,
teilten die Landesbeauftragte für die Stasi-
Unterlagen, Anne Drescher, und Sozialministerin
Stefanie Drese (SPD) am Dienstag in Schwerin mit.
Maximal seien es 10 000 Euro pro Person gewesen.
Hinzu kämen 4,6 Millionen Euro Rentenersatzleistungen
für Arbeiten in manchen Heimen, die für den
Rentenverlauf nicht anerkannt wurden. „Mit den
Zahlungen ist erlittenes Unrecht nicht
wiedergutzumachen“, sagte Drese.
Ostsee-Zeitung, 11. Dezember 2018
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