Mittwoch, 13. Januar 2010

Dialog mit Rundem Tisch

15. Dezember 2008
Dr. Antje Vollmer
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages a. D.
Platz der Republik 1
11011 Berlin


Herrn
Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

15. Dezember 2008

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Hiermit möchte ich Ihnen umgehend mitteilen, dass ich Ihre Zuschrift gelesen habe und Sie bitten, alles was Sie für die Arbeit des Ausschusses aus Ihrer eigenen Erfahrungen wichtig finden, mir zuzusenden.

Sicher würde es meine Möglichkeiten bei Weitem übersteigen, für jeden Einzelfall eine gute Lösung zu finden. Aber den Betroffenen mit offenen Ohren ausführlich zuzuhören, ist der erste Schritt, dem wir uns verpflichtet haben. Die Arbeit des Runden Tisches wird beginnen, sobald alle Institutionen, die daran teilnehmen werden, ihre Vertreter benannt haben. Ich hoffe, dass das recht früh im Jahre 2009 möglich sein wird und danke Ihnen für Ihr Interesse.

Sehr geehrte Frau Dr. Vollmer,

„Sie erlebten brutale Gewalt“, hat die „Neue Westfälische“ am 3. März 2009 ein Interview mit Ihnen abgedruckt. Verwiesen wird auf schlimme Zustände in Kinderheimen „bis in die 1970er-Jahre“. Damit beschäftigt sich auch der im Dezember vorigen Jahres eingerichtete „Runde Tisch“ des Deutschen Bundestages. Sie haben die Aufgabe übernommen, zwischen „Tätern und Opfern zu vermitteln“.

In einem Brief vom 15. Dezember 2008 baten Sie mich, Ihnen Informationen zukommen zu lassen, die ich für wichtig halte. Wie Sie wissen, beschäftige ich mich seit über einem Jahr als Redakteur mit diesem Thema.

Besonders erschreckend muss es bis Anfang der 1970er-Jahre in einem Kinderheim zugegangen sein, das sich in Holzen (Landkreis Holzminden) befunden hat. Doch alle Opfer, mit denen ein Kollege und ich gesprochen haben, erklärten, dass sie auf eine Entschädigung verzichten. Begründung: „Was uns die Kirche angetan hat, kann niemand mehr gut machen.“

Das ist für mich ein weiterer Beweis dafür, wie schwer die Aufarbeitung sein wird. Doch sie könnte noch schwerer werden. Denn Misshandlungen und sexuellen Missbrauch hat es offenbar auch in den 1980er-Jahren gegeben. Dabei geht es um ein Internat, das es bis 1987 im Schloss Eringerfeld gegeben hat.

Im Internet findet man sogar den Namen des vermeintlichen Peinigers. Ich hoffe, dass auch Sie solche Quellen nutzen. Meine kennen Sie ja: http://bundestagsausschuss.blogspot.com

16. März 2009
Sehr geehrter Herr Tjaden,

vielen Dank für die Zusendung Ihrer Mail und den Hinweis auf das Heim in Holzen. Ihre Anregung, das Thema des Runden Tisches auszuweiten (auf die Zeit der 80er Jahre) ist sehr verständlich und wichtig, nur leider ist das Thema vom Petitionsausschuss so vorgegeben worden.

Ich kann Ihnen aber auch versichern, schon jetzt erreicht uns eine solche Flut von Zuschriften und Anregungen, dass wir ein weiter gestecktes Thema nicht bewältigen könnten. Es wäre auch nicht zu schaffen. Wir bitten Sie herzlich um Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Antje Vollmer

13. Januar 2010
Mail aus El Salvador

Sehr geehrter Herr Tjaden,


wie ich im Internet lesen konnte, wurde vor einiger Zeit ein "Runder Tisch" unter der Leitung von Fr. Dr. Vollmer eingerichtet, der die zum Teil unvorstellbaren "Behandlungsmethoden" in katholischen Heimen untersuchen soll.

Ich selber, Jahrgang 46, männlich, gehöre zu der Gruppe der Leidgeprüften. Zunächst aufgewachsen im erzbischöflichem Waisenhaus in Paderborn, später in einem Heim der "Schwestern der christlichen Liebe" in Höxter. Nicht nur menschenverachtende "Strafen" waren häufig an der Tagesordnung, sondern auch sexuelle Misshandlungen, wobei sich die Schwestern aus meiner Sicht oft noch schlimmer benommen haben als die Priester. Habe selber Mitte der 90er das Waisenhaus in Paderborn aufgesucht. Dort wurde mit allerdings mitgeteilt, dass alle Unterlagen vernichtet seien.

Leider habe ich im Netz keine Mail-Anschrift des "Runden Tisch" finden können. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir diese zukommen lassen könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Schild
Sonsonate
El Salvador

PS.: Sie dürfen diese Mail auch gerne gleich an die entsprechende Einrichtung weiterleiten.

Antje Vollmer hat diese mail von mir bekommen. - tj -